Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e.V.
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Das Hessische Statistische Landesamt hat die touristischen Kennzahlen für das zurückliegende Jahr herausgegeben, die der Hessische Wirtschaftsminister im Rahmen einer heutigen Pressekonferenz gewürdigt und im Kontext verschiedener Maßnahmen zum Gegenstand künftiger Aufgaben der Tourismuspolitik erklärt hat. Der DEHOGA Hessen begrüßt insbesondere die Wertschätzung der Landesregierung für den Wirtschaftsfaktor Tourismus in Hessen. Zugleich bestehen aus Sicht der Leistungsträger, Hotellerie und Gastronomie, weiterhin erhebliche Herausforderungen.
„Hessen liegt als Reiseland nachhaltig im Trend.“, kommentiert der Präsident des DEHOGA Hessen Gerald Kink. Der Tourismus in Hessen verzeichnet gemäß den Angaben des Hessischen Statistischen Landesamtes die höchsten jemals erzielten Jahresergebnisse. 2017 empfingen die hessischen Beherbergungsbetriebe rund 15,3 Millionen Gäste. Die Zahl der Gästeankünfte lag um 5,1 Prozent über dem Niveau des Jahres 2016. Zum achten Mal in Folge sind auch die Übernachtungszahlen gewachsen. Mit einem Anstieg von 4,6 Prozent auf 34,1 Millionen toppt Hessen sogar den bundesweiten Zuwachs (+ 3 Prozent).
„Wir blicken auf ein insgesamt erfolgreiches Jahr in unserer Branche zurück und freuen uns über den anhaltenden Aufwärtstrend.“, so Kink. „Dies kommt nicht von ungefähr, und vor allem bleiben große Herausforderungen für Hotellerie und Gastronomie zu bewältigen, um weiterhin eine positive Entwicklung zu ermöglichen.“ Zwar sei die Branche in Bereichen wie der Digitalisierung und dem demografischen Wandel aktiv und in weiten Teilen gut aufgestellt, aber ebenso wie die touristischen Kennzahlen selbst, sei das Bild im Lande differenziert zu betrachten.
Gerald Kink: „Vom Boom in der hessischen Tourismuswirtschaft profitieren derzeit vor allem die großen Hotels und Restaurantketten. Verlierer sind die kleinen Gasthöfe landauf, landab.“ So habe Hessen seit 2005 fast ein Drittel seiner klassischen, familiengeführten Gasthäuser verloren. Mit dem demografischen Wandel ginge außerdem der wachsende Fachkräftemangel einher. Und diesen bekämen die Betriebe auf dem Land besonders hart zu spüren. In den ländlichen Regionen außerhalb der städtischen Ballungsräume bestehe noch erheblicher Nachholbedarf. Gerade mit Blick auf die vielfältigen Chancen der Digitalisierung, aber auch hinsichtlich der notwendigen Qualitätsstandards dürfe hier der Anschluss nicht verpasst werden.
Arbeitsgemeinschaft „Qualität kompakt“ zur Stärkung der Tourismusbranche
Aus diesem Grund haben sich DEHOGA Hessen, Hessischer Tourismusverband und HA Hessen Agentur im Rahmen einer gemeinsamen Initiative darauf verständigt, ihre bisher getrennt voneinander bestehenden Zertifizierungs- und Qualitätsmanagementsysteme zu bündeln und intensiver für eine Beteiligung an diesen Systemen innerhalb der Tourismusbranche zu werben. Ab dem Frühjahr dieses Jahres soll für die etablierten Qualitätssysteme „Deutsche Hotelklassifizierung“, „ServiceQualität Deutschland in Hessen“, „Hessen à la carte“ und „Reisen für Alle“ ein gemeinsamer Ansprechpartner zur Verfügung stehen. „Damit leisten wir einen fortschrittlichen Beitrag zur Steigerung des Qualitätsbewusstseins bei Gästen und Unternehmen und erhoffen uns eine landesweite Hebung der Qualitätsstandards“, betont der für den DEHOGA Hessen zuständige Hauptgeschäftsführer Julius Wagner. Hier sei das Engagement des Wirtschaftsministerium mit Blick auf die Unterstützung dieses Vorhabens motivierend und mache deutlich, dass die hohe Bedeutung der Tourismusbranche als direkter und indirekter Wirtschaftsfaktor anerkannt sei.
Mehr gezielte Unterstützung der Unternehmen des Gastgewerbes
Und Verbandspräsident Kink betont: „Die Tourismuswirtschaft ist eine Leitbranche in Hessen, und das belegen nicht zuletzt die starken Tourismuszahlen. Grund genug, um sie nunmehr in den hessischen Kommunen fester zu verankern, zum Beispiel dadurch, dass der Tourismus den Gemeinden als Pflichtaufgabe aufgetragen wird.“ Dadurch würden mehr Investitionen vor allem in die Infrastruktur ermöglicht. Außerdem brauche es eine gezielte Förderung für die Zukunftssicherung des hessischen Gastgewerbes. Der Verband schlägt beispielsweise die Installierung eines Digitallotsen und einer gastgewerbespezifischen Nachfolgeberatung vor.
Dämpfer aus Berlin
Enttäuscht hingegen zeigten sich der Verband und seine Mitglieder von den Steuer- und Arbeitszeitplänen im Berliner Koalitionsvertrag. Der Hotel- und Gastronomieverband wirbt seit Jahren für flexiblere Arbeitszeiten in der Branche. Die Einführung einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit anstelle der aktuell bestehenden täglichen käme vor allem Familienbetrieben entgegen, die in Hessen 84 Prozent der Gastbetriebe ausmachten. Außerdem wirkten sich weiterhin die ungleichen Mehrwertsteuersätze auf Essen negativ aus. „Die Senkung der Mehrwertsteuer bei Übernachtungen ist hier vorbildlich. Sie hat nachhaltige und dauerhafte Investitionen ermöglicht und bildet eine wichtige Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Es ist höchste Zeit auch im Bereich der Speisen Steuergerechtigkeit herzustellen!“, konstatiert Gerald Kink.