Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e.V.
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(Wiesbaden) 9. Juni 2022. Das hessische Gastgewerbe zieht eine durchwachsene Zwischenbilanz. Die Folgen von zwei Jahren Corona-Pandemie sind weiterhin deutlich spürbar. Steigende Kosten und der Mangel an helfenden Händen bremsen die deutlich gestiegene Nachfrage aus. Doch es gibt auch hoffnungsstiftende Entwicklungen.
Eine aktuelle Umfrage des DEHOGA Hessen in Hotellerie und Gastronomie ergibt ein differenziertes Bild. Insgesamt habe demnach die Branche hierzulande von Januar bis Mai 2022 immer noch einen Umsatzrückgang von durchschnittlich 24 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum vor der Pandemie zu verzeichnen.
So seien rund 26 Prozent der Unternehmen des hessischen Gastgewerbes aktuell um die Zukunft ihrer Existenz besorgt. Ausstehende Hilfszahlungen aus den Programmen zur Abmilderung der coronamaßnahmenbedningten Umsatzverluste, Kredittilgungen und Rückzahlung von Stundungen aus Sozialversicherungen und Beiträgen kämen neben steigenden Kosten für Energie und Lebensmittel hinzu.
Demgegenüber sähen rund 74 Prozent eine Stabilisierung des Geschäfts. Dies liege maßgeblich daran, dass die Nachfrage nach den Dienstleistungen der Branche spürbar steige. Die Feiertage, viele private Feierlichkeiten und das starke Bedürfnis, wieder zusammen zu kommen sorgten bei 76 Prozent der Betriebe für eine befriedigende Buchungs- und Reservierungslage allein im Juni.
Allerdings offenbare der Blick in die Bücher für Juli und August Unsicherheiten. Für den Monat August zeigten sich bis jetzt noch 59 Prozent der Betriebe zufrieden. Die grassierende Inflation und der Krieg in der Ukraine verunsicherten dabei die Menschen. Der Trend ginge aktuell zu kurzfristigen Buchungen.„Planungssicherheit angesichts aller zusätzlichen Belastungen wie steigenden Kosten und fehlenden Mitarbeitern hat im Moment kaum jemand. Es ist eine Fahrt auf Sicht, mit viel Motivation, aber auch schwerer Schlagseite.“, kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Julius Wagner.
Steigende Kosten und Mitarbeitermangel weiter größte Herausforderungen
Anhaltend steigende Kosten in den Bereichen Energieversorgung und Lebensmittel bildeten für über 85 Prozent aller Unternehmen aus Hotellerie und Gastronomie die größten Herausforderungen. Die Kostensteigerungen seien dabei nicht vollständig weitergabefähig. „Die allgemeine Inflation, die die Gäste im Alltag genauso belastet, in den Blick nehmend, heben die Betriebe ihre Preise nur moderat und von intensiver Kommunikation begleitet an.“, erklärt Wagner.
Über zwei Drittel der Betriebe kämpfen mit akutem Personalmangel und steigenden Lohnkosten. Dabei sei die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns weniger belastend als die Entwicklung am Markt im Übrigen. Julius Wagner: „Das hessische Gastgewerbe hat bereits zum März dieses Jahres seine tariflichen Entgelte um 8 Prozent erhöht und den niedrigsten Tariflohn frühzeitig über die Schwelle von 12,00 Euro gehoben. Wir machen klar: Hotellerie und Gastronomie verabschieden sich vom Niedriglohnsektor. Und hoffen, dass die Gesellschaft dies mit den Unternehmen gemeinsam trägt.“
Allerdings fehle es gerade in den starken Sommermonaten schlicht an Mitarbeitern. Die Branche spüre den Verlust von tausenden Minijobbern in der kommenden Hochsaison durch die Corona-Pandemie jetzt massiv. Der Fachkräftebedarf sei zudem gigantisch: Rund 60 Prozent der Restaurants, Gaststätten und Beherbergungsbetriebe suche aktuell zusätzliche ausgebildete Fachleute.
Integration durch Beschäftigung: Ukrainer kommen langsam im Gastgewerbe an
Rund 14 Prozent der Unternehmen des hessischen Gastgewerbes beschäftige bereits Geflüchtete aus der Ukraine. Nachdem hunderte Hotels in Hessen in den ersten Wochen nach Ausbruch des Krieges tausende Geflüchtete unbürokratisch aufgenommen hätten, seien viele von ihnen in die Obhut von Landkreisen und kreisfreien Städten übergegangen.
Derweil beherbergten viele Hotels in Hessen weiter und auf Dauer geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer. Die Hilfsbereitschaft sei groß, Langmut sei gefragt. Vor allem Hotels und Gastronomiebetriebe leisteten einen starken Beitrag zur schnellen Integration durch die ersten Beschäftigungsverhältnisse. Gut 75 Prozent dieser Betriebe vermeldeten dabei keinerlei Schwierigkeiten, während der andere Teil von Hemmnissen aus behördlichen Verfahren und langsamen Angeboten zum Beispiel bei Deutschkursen berichtete.
„Niemand gibt sich der – unangebrachten – Illusion hin, damit die klaffenden Lücken der Personaldecke in den Betrieben zu schließen. „Unangebracht“ wäre dies zudem, da es sich vollkommen verbietet, auch nur den Anschein zu erwecken, aus dem Krieg einen Nutzen ziehen zu wollen. Und so leisten die Unternehmen, die ukrainische Geflüchtete beschäftigen, vor allem einen wichtigen Beitrag für die Menschen. Die Angebote des Gastgewerbes sind hier niederschwellig: Kontakt zu den Gästen, Integration in die Teams und damit viel Spracherlernen ‚by doing‘ sowie eigens verdientes Geld in einem fremden Land sind wertvolle Beiträge zur Stabilisierung und Unterstützung für die von Krieg und Flucht traumatisierten Menschen.“, so Wagner.