Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e.V.
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Nachdem die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten den Entgelttarifvertrag mit dem Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen vom 1.1.2015 zum Ende des Jahres 2015 gekündigt hatte, fand am 27. Januar 2016 bereits die zweite Verhandlungsrunde in Kelsterbach statt, die ebenfalls ergebnislos beendet wurde.
Die NGG forderte ursprünglich Entgeltsteigerungen von 6 Prozent und eine außerplanmäßige Erhöhung der Ausbildungsvergütungen bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von einem Jahr. Der DEHOGA Hessen hatte diese Forderungen entschieden zurückgewiesen und in der zweiten Verhandlungsrunde 2 Prozent Lohnsteigerungen für die nächsten 14 Monate angeboten. Zusätzlich schlug der Arbeitgeberverband eine außerordentliche Anhebung der Vergütungen für Auszubildende von 4,4 Prozent (im 1. Lehrjahr), 6,6 Prozent (im 2. Lehrjahr) und 12 Prozent (im 3. Lehrjahr) vor.
Dies lehnte die NGG wiederum ab und forderte 3,9 Prozent mehr Lohn auf 14 Monate.
Gerade mit Blick auf die konstruktive Zusammenarbeit der Sozialpartner in Hessen der letzten sechs Jahre und die damit verbundenen überdurchschnittlichen Lohnsteigerungen sei es für die Arbeitgeberseite nicht nachvollziehbar, dass die Gewerkschaft sich aktuell als nicht kompromissfähig erweise.
Verhandlungsführer der Arbeitgeberkommission und Präsident des DEHOGA Hessen, Gerald Kink: „Wir haben in den vergangenen Jahren eine sehr verantwortungsbewusste und vorausschauende Tarifpolitik gemacht. Es war nicht leicht, in unserer heterogenen Branche Tarifabschlüsse von teilweise 4 Prozent zu vermitteln. Doch wir hatten den Mut und die Weitsicht dazu!“
Dass dies nun bei einer langfristigen Betrachtung der Tarifentwicklung durch die NGG ignoriert werde, sei ernüchternd, so Kink. „Wir müssen mit Blick auf eine im Übrigen positive Entwicklung der allgemeinen Umsätze in unserer Branche differenzierte Maßstäbe anlegen. Denn bei weitem nicht alle unsere über 17.000 Betriebe in Hessen profitieren gleichermaßen. Es gibt große Verwerfungen außerhalb der Ballungszentren.“ Des Weiteren verwies der DEHOGA Hessen auf die kontinuierlichen Kostensteigerungen in den Betrieben, die bei aller Freude über positive Entwicklungen in der Tourismuswirtschaft, Ertragskraft und Investitionsfähigkeit der Unternehmen demgegenüber schwächten.
Während der Verbraucherpreisindex von 2009 bis 2015 um insgesamt lediglich 7,1 Prozent anstieg, sind im hessischen Gastgewerbe die tariflichen Gehälter im gleichen Zeitraum um 15,6 Prozent angehoben worden. „Das sind spürbare Reallohnerhöhungen, wie sie wenige Branchen so geräuschlos umgesetzt haben wie wir“, konstatiert Verhandlungsführer Kink.
Darüber hinaus signalisierte der Verband allerdings Entschlossenheit, in Form eines Maßnahmenbündels in Qualität und Attraktivität der Ausbildung im Gastgewerbe und deren Wettbewerbsfähigkeit zu investieren. Die Vergütungshöhe sei dabei aber nur ein Baustein. „Und diese ist gerade in Hessen bundesweit innerhalb der Branche mit am höchsten und innerhalb aller Branche im oberen Drittel angesiedelt. Wir müssen uns hier wahrlich nicht verstecken!“, so Kink.
Viel wichtiger für die Ausbildung eines qualifizierten Nachwuchses und die Zukunftsfähigkeit der Branche seien zusätzliche Maßnahmen und grundlegende Weichenstellungen. Die „generation Y“ setze andere Prioritäten, insbesondere mit Blick auf ihre Gestaltungen von Arbeit und Privatleben. Eine innovative und auf Menschen angewiesene Dienstleistungsbranche müsse dies erkennen und gestalten. „Wir aber halten an Gesetzen fest, die aus anderen Zeiten stammen und uns heute jede Möglichkeit, uns neuen Bedürfnissen dieser Generation anzupassen, verwehren: ich meine das Arbeitszeitgesetz.“, ergänzt Kink.
Daneben sei eine stetige Verbesserung der Ausbildungsqualität eine Selbstverständlichkeit, betonte der Verbandspräsident und verweist auf die aktuellen Initiativen seines Verbandes mit den zuständigen Industrie- und Handelskammern über deren gesetzlichen Auftrag hinaus.
Ein neuer Verhandlungstermin zwischen den Tarifvertragsparteien sei noch nicht bekannt, jedoch erwarte man die Wiederaufnahme der Gespräche im März dieses Jahres.