Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e.V.

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Gastgewerbe fordert Flexibilisierung der Arbeitswelt: „Das Arbeitszeitgesetz ist ein Relikt vergangener Zeiten!“

Klare Worte anlässlich der Delegiertenkonferenz des Hessischen Hotel- und Gastronomieverbandes DEHOGA // 120 Hoteliers und Gastronomen aus ganz Hessen tagen und debattieren in Rüdesheim am Rhein // Fachkräftebedarf, Bürokratie, Digitalisierung und die Nachfolger der Generation „Y“ mit ihren Lebensentwürfen beschäftigen die Unternehmer

Anlässlich seines 70jährigen Bestehens hebt der DEHOGA Hessen eine ganze Reihe schwergewichtiger Themen auf die Agenda seiner großen Landesversammlung, die in diesem Jahr in Rüdesheim am Rhein stattfand. Verbandspräsident Gerald Kink konnte seinen Kollegen aus dem Bundesverband, Ernst Fischer ebenso begrüßen wie die Präsidenten aus den Landesverbänden Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, Fritz Engelhardt und Gereon Haumann. 120 Hoteliers und Gastronomen folgten den Vorträgen und führten lebhafte Diskussionen. Die Stimmung der Delegierten war aufgeladen, der Frust der Branche wächst. Überbordende Bürokratie, die politisch bewusste Inkaufnahme der Zerstörung ländlicher Gasthauskultur und die Herausforderungen der Digitalisierung waren einige Themen, zu denen der DEHOGA Hessen klare Worte fand.

Besonders in der Kritik stand das geltende Arbeitszeitgesetz mit seiner täglichen Höchstarbeitszeit. „Das ist ein Relikt vergangener Zeiten!“, stellte DEHOGA Hessen-Präsident Gerald Kink unter dem lauten Beifall der unterschiedlichsten Branchenvertreter fest. Der Vorsitzende des DEHOGA Baden-Württemberg, Fritz Engelhardt, der zugleich den Bundesausschuss für Arbeitsmarkt- und Tarifpolitik des Verbandes auf Bundesebene führt, machte deutlich: „Wir wollen nicht, dass unsere Mitarbeiter in der Summe länger arbeiten. Was wir im gemeinsamen Interesse mit unseren Mitarbeitern einfordern, ist mehr Flexibilität.“   

Der Markt habe sich in den letzten Jahren so rasant verändert wie nie zuvor. Allein das Gastgewerbe, insbesondere die unzähligen kleinen und mittelständischen Betriebe werden durch immer neue bürokratische Auflagen und realitätsferne Gesetze daran gehindert, sich dieser Entwicklung anpassen zu können. „Die Folgen lassen sich am Markt bereits jetzt klar erkennen: Kürzere Öffnungszeiten, mehr Ruhetage – Einschränkungen beim gastgewerblichen Angebot. Vor allem im ländlichen Raum erleben wir jetzt schon spürbare Einschnitte, die auch die touristische Vermarktung schwächen“, sagte Engelhardt.

 

„Was nützt der schönste Wanderweg, wenn unter der Woche kein Gasthaus am Wegesrand mehr für Wanderer geöffnet hat?!“

Der Verband fordert daher von der Bundespolitik eine schnelle Gesetzesänderung, orientiert an der Arbeitszeit-Richtlinie der Europäischen Union, die keine tägliche Höchstarbeitszeit, sondern eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von 48 Stunden vorsieht. Auf diese Weise wären im Einzelfall Arbeitstage mit zwölf Stunden möglich – selbstverständlich mit späterem Zeitausgleich und nur bei vorheriger vertraglicher Zustimmung des Arbeitnehmers

„Wir brauchen die Chance, uns auch an die Lebensentwürfe unserer Mitarbeiter anpassen zu dürfen. Viele Menschen wollen weniger Tage in der Woche arbeiten und sind bereit, dafür an anderen Tagen länger da zu sein. In unserer Branche brauchen wir diese Flexibilität, allein, um den Wünschen unserer Gäste gerecht zu werden. Eine flexiblere Gestaltung wäre für alle gut – für die Mitarbeiter und deren Work-Life-Balance, für die Gäste und für uns als Gastgeber!“ Nicht zuletzt gegenüber den Herausforderungen des digitalisierten Wettbewerbs sieht Gerald Kink hierin eine wichtige Komponente zur Herstellung der Wettbewerbsfähigkeit des Gastgewerbes.

Außerdem mache die uferlose Bürokratie den Hoteliers und Gastronomen schwer zu schaffen. „Der Rubikon ist überschritten!“, so Kink. Gesetze, Auflagen und Dokumentationspflichten mögen von DAX- und Großunternehmen durchgewinkt werden, den kleinen, familiengeführten Gastbetrieben gerade im ländlichen Raum oder auch motivierten Newcomern in der urbanen Gastronomie machen sie auf Dauer den Garaus.  

„In der Summe tragen bürokratische Vorschriften ihren Teil dazu bei, dass unsere klein- und mittelständisch geprägte Branche kaputt gemacht wird.“ Die Delegierten forderten von den Gesetzgebern in Land, Bund und auf EU-Ebene, überzogene Regelungen abzuschaffen. Eine lebensfremde Allergenkennzeichnungspflicht, unfinanzierbare Brandschutzauflagen, bewaffnete Zollkontrollen in redlichen Familienbetrieben, der Zwang zum Einbau barrierefreier Toiletten in 200 Jahre alte Gasthäuser und überteuerte Trinkwasseruntersuchungen – „Jedes einzeln für sich genommen ist nicht immer falsch, man könnte es aber vernünftiger regeln. Und zusammen genommen ist die Last der Bürokratie für einen normalen Unternehmer in diesem Land  nicht mehr zu leisten.“ 

Die Landesdelegierten des hessischen Gastgewerbes sind frustriert, aber wirkten spürbar entschlossen, sich entschiedener als bisher zur Wehr setzen zu wollen.