Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e.V.

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„Fucking Gastro …“ - Klare Worte auf dem Neujahrsempfang des hessischen Gastgewerbes in Frankfurt am Main

Gastronomie und Hotellerie läuten Wahlkampfjahr 2017 ein // DEHOGA-Präsident Zöllick: „Wochenarbeitszeit und  steuerliche Gleichbehandlung der Gastronomie sind unsere zentralen Branchenforderungen“// Buchautor und Top-Gastronom aus Österreich liest „Fucking Gastro“ und der Politik die Leviten

Der Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen schlägt zum Auftakt des Wahljahres härtere Töne anlässlich seines traditionellen Neujahrsempfangs im Grandhotel Hessischer Hof in Frankfurt an. Der hessische Verbandspräsident Gerald Kink begrüßte rund 300 Gäste aus Hotellerie, Gastronomie, Wirtschaft und Politik. Zwei besondere Gastredner richteten ihre Worte an die Branche und insbesondere die Politik in Stadt, Land und Bund: der neue Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA Bundesverband), Guido Zöllick, und der Linzer Gastronom und Buchautor, Günter W. Hager.

In seiner Rede hat Guido Zöllick die politische Agenda des Verbandes vorgestellt.  Im Fokus seiner Ansprache standen die Reform des lebensfremden Arbeitszeitgesetzes sowie die steuerliche Gleichbehandlung von Essen in Deutschland. „Diese beiden Themen sind elementar wichtig, wenn es um die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit gerade der klassischen Gastronomie geht“, so Zöllick. Bis Sommer 2017 stehen im Saarland, in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen drei Landtagswahlen an, gefolgt von der Bundestagswahl am 24. September.

Der DEHOGA macht sich stark für eine Umstellung von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit, so wie es die EU-Arbeitszeitrichtlinie vorsieht. Arbeitszeiten könnten dadurch individuell und flexibel auf die Woche verteilt werden. „Keiner will die Gesamtarbeitszeit verlängern, die Gewerkschaft NGG muss keine Schnappatmung bekommen“, so Zöllick. „Freitag länger arbeiten, dafür Montag kürzer – das nennt sich schlichtweg Flexibilität, die Unternehmer, Mitarbeiter und unsere Gäste im 21. Jahrhundert erwarten.“

Zweite zentrale Branchenforderung ist die steuerliche Gleichbehandlung der Gastronomie, wie diese in 15 von 28 EU-Staaten der Fall ist. In Deutschland dagegen hat die Branche mit 19 Prozent Mehrwertsteuer einen Kalkulationsnachteil von 12 Prozentpunkten gegenüber Discountern, Bäckern und Metzgern, obwohl diese immer stärker ins gastronomische Geschäft vordringen. „Das ist kein fairer Wettbewerb – und das, obwohl die klassische Gastronomie für frische, regionale und gesunde Küche steht und deutlich arbeitsintensiver ist“, kritisierte Zöllick. „Wir erwarten, dass die frisch zubereitete, servierte Suppe in Deutschlandsteuerlich nicht schlechter gestellt wird als die Tütensuppe aus dem Discounter.“

Günter Hager, der gerade in Österreich mit seinem Buch „Fucking Gastro“ Furore macht, sprach Klartext zu den politisch erzeugten Missständen in der Individualgastronomie. Der Linzer Gastronom, der auf eine lange und erfolgreiche Gastro-Karriere zurückblicken kann, wendet sich mit Herz und Leidenschaft gegen Bürokratiewahn, Misstrauen und mangelnde Wertschätzung seiner Branche, die eigentlich „die Speerspitze des Mittelstands sein sollte.“

„Es ist die Summe der Zustände.“, so Hager, „die uns selbst bei stabilen Umsätzen, gerade noch ein bis zwei Prozent Ertrag ermöglichen.“ Ein sinnvolles und existenzsicherndes Wirtschaften sei damit unmöglich. Die Politik – europaweit - müsse endlich aufhören, die Gastronomie, ganz besonders die Individualgastronomie zu drangsalieren. Stattdessen forderte Hager, der selbst zwei Waisenhäuser und ein Altersheim für Bergnomaden in Tibet gründete, mehr spürbare Wertschätzung für die Dienstleistungsbranche des Gastgewerbes: „Die Politik soll Gasthäuser als Kulturgut anerkennen und auch so behandeln!“