Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e.V.
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Jobmotor Gastgewerbe stark // DEHOGA begrüßt Integrationsgesetz // Verband fordert weniger Reglementierung, mehr Flexibilität und steuerliche Gleichbehandlung der Gastronomie // Fairplay im digitalen Zeitalter
Die Betriebe des Gastgewerbes bewerten Geschäftslage und Ausblick mehrheitlich positiv. Das ist das Ergebnis des „Branchenberichtes Frühjahr 2016“, den der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA Bundesverband) auf seiner Jahrespressekonferenz präsentierte. Eine breite Mehrheit der Hoteliers und Gastronomen erwartet stabile bzw. steigende Mitarbeiterzahlen und plant Investitionen in ihren Betrieben. Der DEHOGA Bundesverband prognostiziert für das Gesamtjahr ein Umsatzplus von 2,5 Prozent. „Zur Schattenseite gehört jedoch, dass viele Betriebe unter sinkenden Erträgen leiden“, kommentierte Präsident Ernst Fischer die Zahlen. „Das Übermaß an Reglementierungen verdirbt die Geschäfte.“ Als Hauptprobleme nennen die Unternehmer vor allem die Themenfelder Personalgewinnung, steigende Betriebs- und Personalkosten, Arbeitszeitdokumentation und behördlichen Auflagen.
■ Umsatz und Ertragslage
Die Hotellerie bewertet ihre Geschäftslage etwas besser als im Vorjahr: 43,3 Prozent der Befragten (Vorjahr 35,6 Prozent) sprechen von einer guten, 38,8 Prozent (Vorjahr 44,7 Prozent) von einer befriedigenden Lage. Eine schlechtere Geschäftslage nennen 17,9 Prozent (Vorjahr 19,7 Prozent).
69,5 Prozent der Betriebe (Vorjahr 66,2) konnten ihre Umsätze erhöhen bzw. stabil halten. Gründe: Der Deutschlandtourismus boomt, neben der robusten Konjunktur führt das gute Preis-Leistungs-Verhältnis zu einer Zunahme der Übernachtungen in- und ausländischer Gäste. Schlechtere Umsätze erzielten dagegen 30,5 Prozent (Vorjahr 33,8 Prozent) der Hotels. Trotz steigender Umsätze bleibt die Ertragslage angespannt: Bei 39,0 Prozent der Unternehmen (Vorjahr 45,3 Prozent) sind die Erträge gesunken.
Aufgrund der guten Konsumstimmung blickt vor allem die Gastronomie positiver auf die Geschäftslage als vor einem Jahr: 38,0 Prozent (Vorjahr 29,9) berichten von einer guten, 44,5 Prozent (Vorjahr 48,7 Prozent) von einer befriedigenden Lage. Von einer schlechten Geschäftslage gehen 17,5 Prozent (Vorjahr 21,4 Prozent) der Unternehmer aus.
68,2 Prozent der Gastronomie-Unternehmen (Vorjahr 64,8 Prozent) konnten ihre Umsätze stabil halten oder ausbauen. Umsatzrückgänge mussten 31,8 Prozent hinnehmen (Vorjahr 35,2 Prozent). Die Ertragslage in der Gastronomie ist schwächer als im Beherbergungsgewerbe. Die Erträge sind bei 47,6 Prozent (Vorjahr 47,4 Prozent) der Befragten gesunken.
■ Geschäftserwartungen
Hotellerie und Gastronomie geben sich in ihrem Ausblick ausgesprochen optimistisch: 94,6 Prozent der Hoteliers (Vorjahr 82,9 Prozent) und 90,2 Prozent der Gastronomen (Vorjahr 77,8 Prozent) erwarten gute oder befriedigende
Geschäfte.
■ Beschäftigung und Investitionen
Ungebrochen stark ist der Jobmotor Gastgewerbe: In den vergangenen zehn Jahren sind in der Branche mehr als 263.000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden. Das ist ein Plus von rund 35,9 Prozent. Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft waren es im selben Zeitraum nur rund 16,8 Prozent.
Ein Positivtrend, der sich laut Branchenbericht fortsetzen dürfte. Eine breite Mehrheit der Hoteliers und Gastronomen (Hotellerie 88,1 Prozent // Gastronomie 85,2 Prozent) erwartet stabile bzw. steigendeMitarbeiterzahlen. Die meisten Befragten (Hotellerie 77,0 Prozent // Gastronomie 67,2 Prozent) planen in den kommenden Monaten zudem Investitionsmaßnahmen in ihren Betrieben.
Das Gastgewerbe ist eine internationale Branche. 28,8 Prozent der Beschäftigten haben ausländische Wurzeln. Menschen aus über 150 Nationen verdienen hier ihren Lebensunterhalt. Im Zusammenhang mit dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt begrüßt der DEHOGA das geplante Integrationsgesetz der Bundesregierung mit seinen Ansätzen zur Erleichterung der Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen. „Gerade die Änderungen im Bereich der Beschäftigungserlaubnisse für Auszubildende und bei der Ausbildungsförderung stellen wichtige Verbesserungen bei den rechtlichen Hürden dar“, erklärte Fischer.
■ Forderungen zur Zukunftssicherung der Branche
„Bürokratieabbau, Flexibilität, weniger Reglementierung, Steuergerechtigkeit und Fairplay im digitalen Zeitalter. So lässt sich unsere Agenda zusammenfassen“, erläuterte der DEHOGA-Präsident. „Wir sind überzeugt davon, dass unsere Branche mehr Wertschätzung und wirtschaftlichen Spielraum verdient“. Fischer mahnte in diesem Zusammenhang konkrete politische Reformen an, etwa beim Arbeitszeitgesetz oder der steuerlichen Gleichbehandlung der Gastronomie.
Mindestlohn: Zum 1.1.2017 wird der Mindestlohn erstmals angepasst. „In diesem Zusammenhang erwarten wir von der Kommission eine Anpassung mit Augenmaß“, so Fischer. „Bereits die 8,50 Euro haben in vielen Regionen zu signifikanten Kostensteigerungen geführt.“ Im Fokus der Kritik steht jedoch weniger die Lohnhöhe als vielmehr die Mindestlohn-Bürokratie in Form der Arbeitszeitdokumentation.
Arbeitszeitgesetz: Im Zusammenhang mit der Arbeitszeitdokumentation erweist sich die Höchstarbeitszeit von zehn Stunden als Kernproblem. Der DEHOGA schlägt deshalb vor, das Arbeitszeitgesetz von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit umzustellen. So, wie es die EU-Arbeitszeitrichtlinie vorsieht.
Mehrwertsteuer: Für die Wettbewerbsfähigkeit der Restaurants ist die steuerliche Gleichbehandlung elementar wichtig. „Die Tütensuppe, das Hundefutter oder die Fertigpizza im Discounter 12 Prozent niedriger zu besteuern als die frisch zubereitete Speise im Restaurant, ist unfair“, kommentierte der DEHOGA-Präsident. Vor allem, weil die klassische Gastronomie unglaublich arbeitsintensiv ist. Auf den gleichen Umsatz kommen sechs Mal mehr Beschäftigte als im Lebensmitteleinzelhandel.
Hygiene-Pranger: Die Veröffentlichung von Ergebnissen der Lebensmittelkontrolle stellt unsere Branche unter Generalverdacht. Damit ist diese ein unverhältnismäßiger Eingriff in die unternehmerische Freiheit und damit in die Grundrechte nach Artikel 12 und 14. „Zahlreiche Gerichte haben die von uns vorgetragenen verfassungsrechtlichen Bedenken bestätigt“, so Fischer.
Allergenkennzeichnung: Seit Dezember 2014 müssen Gastwirte ihre Gäste aufgrund einer europäischen Verordnung über Allergene in ihren Speisen und Getränken informieren. Viel Bürokratie – wenig Nutzen, so das Fazit einer aktuellen DEHOGA-Umfrage: 64,8 Prozent der Befragten sehen den zeitlichen Aufwand als größte Schwierigkeit an, 54,5 Prozent kritisieren den organisatorischen Aufwand. Im krassen Widerspruch dazu steht dagegen der Bedarf: 89,1 Prozent der befragten Betriebe geben an, dass seit Dezember 2014 kein einziger Gast jemals die Informationen in Anspruch genommen hat.
Bettensteuer: Über die Bettensteuern in Deutschland wird höchstrichterlich entschieden. Der DEHOGA unterstützt bei dem Gang vor die Karlsruher Richter drei Hoteliers – aus Bremen, Hamburg und Freiburg.
Digitalisierung: Gerade mit Blick auf die Herausforderungen der Digitalisierung fordert der DEHOGA Fairplay. Als Beispiele nennt der Verband Sharing-Economy-Angebote wie „Airbnb“ oder „Eat with“, globale Buchungsportale oder die Vielzahl an Lieferdiensten. „Teilweise entstehen hier rechtsfreie Räume. Wettbewerbsverzerrungen müssen beseitigt werden. Wir erwarten Fairplay“, erläuterte Präsident Fischer. „Wichtiger denn je ist, dass die Politik den etablierten Mittelstand durch Bürokratieabbau und Deregulierung stärkt und nicht weiter schwächt.“
Der DEHOGA-Branchenbericht „Frühjahr 2016“ steht HIER kostenfrei zum Download zur Verfügung.
Mit dem „Branchenbericht Frühjahr 2016“ stellt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA Bundesverband) zum 34. Mal seine repräsentative Konjunkturbeobachtung des gastgewerblichen Marktes vor. Grundlage sind Befragungen von 3.000 Hoteliers und Gastronomen in ganz Deutschland. Die Beurteilung der Konjunkturentwicklung bezieht sich auf die Geschäftslage im Zeitraum Oktober 2015 bis März 2016 sowie die Geschäftserwartungen für die Monate April bis September 2016. Die Daten wurden im Zeitraum vom 4. April bis 10. Mai 2016 erhoben.